6. Juni 2023

Mach was!

Bald ist das Abitur 2023 Geschichte. Nach den mündlichen Prüfungen lassen sich Ergebnisse errechnen. Hat sich der Einsatz gelohnt? War ich fleißig genug? So, wie die eine Biene auf der Blüte einer Ackerwittwenblume im Garten?

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Dass von nichts nichts oder wenig kommt, ist eher die Regel als die Ausnahme. In der Schule fliegt mir in den wenigsten Fällen etwas zu. Ich muss mich darum bemühen. Das kostet Zeit, Überwindung, Kraft und Nerven. Für Lernende und Lehrende. Zu dieser Einsatzbereitschaft hinzu kommt ein gewisses Durchhaltevermögen. Des Weiteren die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem und Wesentliches von Bedeutungslosem unterscheiden zu können. Sich Sinnzusammenhänge zu erschließen und diese miteinander zu verbinden.

Bald ist es wieder soweit: Die mündlichen Abiturprüfungen auch am Elisabeth-Gymnasium stehen an. Wichtig ist, mir dazu das Richtige in der zur Verfügung stehenden Zeit so einzuprägen, dass ich es bei Bedarf abrufen und wiedergeben kann, wenn es darauf ankommt.

Gute oder hervorragende Zensuren sagen etwas darüber aus, ob jemand etwas gelernt hat, es umsetzen und in die passenden Worte kleiden konnte. Den eigentlichen Wert eines Menschen als Person können sie nicht ausdrücken. Doch machen sie deutlich, wenn jemand etwas gelernt hat.

 „Ohne Fleiß kein Preis.“ Dieses Sprichwort kennen viele. Dass ich viel aus eigener Kraft und mit der dazu nötigen Disziplin schaffen kann, bewies Benjamin Franklin eindrucksvoll. „Fleiß ist die Mutter des Glücks.“ Dieser Satz wird ihm zugeschrieben. Einem Mann, der im Laufe seines Lebens immer mehr erreicht hat, weil er nie aufgab. Franklin war bereit, immer wieder durch Lernen sein Wissen und seine Kompetenzen zu erweitern. Mit bemerkenswertem Fleiß entwickelte er nach und nach sein Können. So baute er seine Fähigkeiten auf den verschiedensten Gebieten immer weiter aus. Als Drucker hatte er begonnen. Im Laufe seines Lebens machte er sich einen Namen als Schriftsteller, als Naturwissenschaftler, als Erfinder und als Staatsmann. Nicht nur in den USA.

Wenn ich etwas wirklich möchte und bereit bin, mich dafür mit ganzer Kraft einzusetzen und fleißig dafür etwas zu tun, ist mehr möglich als mancher meint. Eine Biene allein kann nicht viel erreichen. Zusammen mit vielen anderen und mit dem sprichwörtlichen Bienenfleiß entsteht nach und nach aus Blütennektar und aus Honigtau Honig. Das geht nicht von heute auf morgen. Es braucht seine Zeit. Erst durch den unermüdlichen Fleiß einer Vielzahl von Bienen wird das möglich. „Am Ball bleiben!“ lautet die Devise. Nicht nur schwach anfangen und stark nachlassen. Sondern immer und immer wieder neu beginnen mit dem fleißigen Lernen und dem Dazulernen. Mit dem Weiterentwickeln und dem Erkennen und Erfassen unterschiedlichster Zusammenhänge. Neben meinem Einsatz erfordert es Geduld und so manche Stunde, die ich dafür aufwenden muss.  

Jesus hatte und brauchte kein Abitur. In der Bibel findet sich in allen vier Evangelien, z. B. im Lukasevangelium bei Lk. 2, 41 ff., jene Erzählung, bei der er als zwölfjähriger Junge Menschen zum Staunen bringt. Nachdem sie ihn drei Tage lang gesucht und nicht gefunden hatten, entdecken seine Eltern Jesus im Tempel: „Dort saß er mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.“ (vgl. Lk. 2, 46b und 47). So manches werden seine Zuhörer und er selbst dabei gelernt haben. Wohl auch, dass es ohne Fleiß keinen Preis gibt und dass die Mutter des Glücks einen Namen hat: Fleiß.

 

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger