2. Juli 2023

Entspannung im Urlaub auf einer kleinen Insel vor der kroatischen Küste

Faul herumliegen und aufs Meer schauen können. Ins Wasser zum Schwimmen zu gehen, wenn mir danach ist. Schön ist das schon. Freie Tage sind großartig. Für mich und für andere. Es gibt sie: Momente, in denen ich reif bin für die Insel. Gut, wenn sie zur Verfügung steht, zu der ich mich aufmache in den Sommerferien.

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Reif für die Insel

Irgendwann ist es mal gut. Alle erforderlichen Noten sind eingetragen, die Zeugnisse verteilt, die Abschlussandacht auf dem Schulhof vorüber. Die Ausgangstür schließt sich hinter dem Schüler oder dem Lehrer, der als letzter das ELG verlässt: Sommerferien!

Reif für die Insel

Was der österreichische Liedermacher Peter Cornelius 1981 in seinem gleichnamigen Lied in Worte fasste, hat auch nach 42 Jahren wenig an Aktualität verloren: Einmal reicht es. Ich bin reif für die Insel. Erholung ist angesagt, eine Pause nötig, Urlaub in Sicht. Lernende und Lehrende sehnen sich gleichermaßen danach:  Nicht mehr so früh aufstehen zu müssen. Keine Leistung mehr erbringen und sie nicht beurteilen und bewerten zu müssen. Ferien bieten Freiraum, den es während der Schulzeit so nicht gibt.

Reif für die Insel

Wohl kaum ein Mensch braucht sie nicht: Auszeit vom Alltag. Die Möglichkeit wahrnehmen zu dürfen. Dem Hamsterrad des Etwas-Leisten-Müssens eine Weile lang entfliehen können. Fünf gerade sein lassen. Ausruhen, entspannen, sich erholen. Neue Kraft tanken dürfen. Nicht nur eine Insel bietet sich dafür an.

Reif für die Insel

Auf meinen Urlaub freue ich mich ebenfalls. Seit nunmehr 29 Jahren fahre ich zusammen mit meinem besten Freund, mit dem ich dereinst Abitur gemacht hatte. Wir sind dankbar dafür, dass wir die Chance haben, miteinander Zeit zu verbringen. Über Gott, über die Welt zu reden. Uns austauschen zu können über all das, was war, was ist und was kommen wird. Gemeinsam essen, beten, schwimmen, wandern und ausruhen. Ohne Uhr, ohne feste Termine, ohne Zeitdruck und ohne Handy leben zu können. Eigentlich nehmen wir uns immer wieder vor, nicht über unsere Arbeit zu sprechen. Es dauert höchstens eine halbe Minute und wir tun es wieder. Ist das schlimm?

Reif für die Insel

Auch an meinen freien Tagen nehme ich mich überall hin mit. Mit dem Schönen, an das ich mich gern erinnere. Mit all dem, was ich erreicht habe. Mit dem Lob für Geschafftes, Errungenes und Gewonnenes, über das ich mich freue und wofür ich dankbar bin. Nicht vergessen ist jenes, was ebenfalls in meinem Gedächtnis zu finden ist: Schuldig Gebliebenes, Zerbrochenes, Versäumtes. Ich brauche nicht vor mir wegzulaufen. Mir hilft es, mich mit Vertrauten austauschen zu dürfen. Mit Menschen, die mich besser kennen als andere. Die mich nicht auslachen für das, was nicht geklappt hat. Die mich verstehen und so nehmen, wie ich bin. Die mir Mut machen, Leben zu wagen. Dort, wo ich bin.

Reif für die Insel

„Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.“ Dieser Satz findet sich in der Bibel im Matthäusevangelium bei Mt. 6, 30. Jesus sagt ihn denen, die ihn begleiten. Weil er merkt, dass sie wie er eine Pause brauchen. Um wieder weitermachen zu können. Mit neuem Schwung und neuer Zuversicht. Dazu muss es ja nicht immer eine Insel sein.

 

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger