3. Februar 2025

Dialogveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag in der Neuen Synagoge Magdeburg

Schülerinnen des Elisabeth-Gymnasiums im Gespräch mit dem Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff und dem Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn zum Thema „Zukunft der Erinnerung“

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Holocaust-Gedenken und Ferien? Erinnerung und Winterurlaub - passt das zusammen? Drei Schülerinnen unseres Gymnasiums entschieden sich, dass beides vereinbar ist und folgten einer Einladung der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt nach Magdeburg. 

80 Jahre nach Kriegsende sollte an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, in dem mehr als eine Million Menschen von den Nationalsozialisten systematisch ermordet worden waren, erinnert werden.

Die offizielle Gedenkveranstaltung des Landes Sachsen-Anhalt, die bereits am Vormittag stattfand, wurde durch eine weitere Veranstaltung in der Neuen Synagoge in Magdeburg ergänzt. Hierzu wurden ausschließlich Schülerinnen und Schüler des Bundeslandes eingeladen. 

Zunächst empfingen uns sehr herzlich der Landesrabbiner Daniel Fabian und Mitglieder der jüdischen Gemeinde Magdeburg. Herr Fabian zeigte und erläuterte uns das Innere des Gotteshauses und beantwortete die verschiedensten Fragen zum Judentum. Dieser Einblick in die jüdische Religion und das Leben heutiger Juden und Jüdinnen war sehr interessant. Aber gleichzeitig mussten wir auch betroffen wahrnehmen, dass der Antisemitismus und die fehlende Sicherheit ihre täglichen Begleiter sind. Dies zeigt sich u.a. im Synagogenbau. Obwohl das erst 2023 neu errichtete Gebäude sehr ästhetisch wirkt, erscheinen die massiven Sicherheitsvorkehrungen sowohl innen als auch außen auf den Betrachter verstörend.

Nach dem ersten Teil der Veranstaltung und einer Pause mit einer kleinen Stärkung schloss sich eine Gesprächsrunde mit unserem Ministerpräsidenten Herrn Dr. Haseloff sowie dem Historiker und Publizisten Prof. Dr. Michael Wolffsohn an. Zu Beginn wiederholte Herr Wolffsohn kurz seine fünf Thesen zum Thema „Zukunft der Erinnerung“, die er bereits am Vormittag in seiner Rede im Rahmen der Gedenkfeier des Landes ausführlich erörtert hatte. Im anschließenden Dialog konnten die Teilnehmenden offen und kritisch Fragen stellen. So erläuterte der Historiker auf Nachfrage die Ursachen des Antisemitismus und verwies darauf, dass „Jüdisches Leben war, ist und bleibt eine Existenz auf Widerruf“. Obwohl das wiedervereinigte Deutschland dieses Leben schützen wolle, sehe seiner Meinung nach die Realität ganz anders aus. Auch das Bildungswesen betrachtete er kritisch. Aus seiner Sicht reiche nicht nur das Wissen aus, sondern vielmehr käme es auf die Herzensbildung an, die das Handeln eines Menschen bestimme. Erinnerungskultur mit oder ohne Zeitzeugen sei weiterhin unverzichtbar. Allerdings müssen wir selbst neue Wege dafür finden.

Rückblickend hat uns die fachliche Expertise von Herrn Wolffsohn sehr beeindruckt. Er formulierte neue ungewohnte Sichtweisen und ordnete das Thema in größere Zusammenhänge anschaulich und faktenreich ein. Herr Dr. Haseloff ergänzte Details und machte deutlich, dass auch ein Politiker und Naturwissenschaftler sehr gut über historisches Interesse und Wissen verfügen kann.Sehr positiv war für uns die Erfahrung, dass kontroverse Fragen, z.B. zum Nah-Ost-Konflikt, ebenso gestellt werden konnten. Das Ende der Veranstaltung nahte zwar, aber Herr Prof. Dr. Wolffsohn bemühte sich, dennoch darauf einzugehen. Das Thema bedarf jedoch einer ausführlicheren Antwort. So erklärten sich Herr Dr. Haseloff und Herr Dr. Schneiß, der Antisemitismusbeauftragte unseres Bundeslandes, spontan bereit, auch die teilnehmenden Schulen zu besuchen. Die Diskussion könne dann ausführlicher fortgesetzt werden. Dieses Angebot würden wir sehr gern wahrnehmen und unseren Ministerpräsidenten an das Elisabeth-Gymnasium zum Dialog einladen.

Abschließend können wir sagen, dass wir in dieser besonderen Geschichtsstunde die Ferien nicht vermisst haben. Die Fahrt in unsere Landeshauptstadt wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Denise Lücht(10c), Klara Kollasser (10c), Bettina Dancker (Jg. 11), Heike Böltzig