3. Dezember 2025

Danke, dass du den Kopf nie hängen lässt

Advent 2025

Titelbild für Beitrag: Danke, dass du den Kopf nie hängen lässt

„Es wird so spät hell,“ sagen die einen. „Viel zu früh wird es dunkel,“ meinen andere. Die Zeit vor Weihnachten ist eine besondere. Alle Jahre wieder. Nicht nur, wenn und weil die Tage kürzer sind als sonst.

Während manche Zeitgenossen am „Black Friday“ oder an den Tagen darum herum versuchen, das eine oder andere „Schnäppchen“ zu machen und sich über offensichtliche oder „gefakte“ Preisreduzierungen freuen, gibt es sie noch: Menschen jeden Alters, die in der Adventszeit an den denken, dessen Ankunft sie erwarten. Auch, wenn jetzt die eine oder der andere enttäuscht sind: Nach christlichem Verständnis ist es nicht der Weihnachtsmann, der kommt. Jener etwas pummelige Mann mit dem langen, weißen Bart. Der mit dem roten Mantel und der roten Mütze mit der weißen Bommel aus der Werbung eines ursprünglich amerikanischen Kaltgetränks. An Weihnachten geht es genauer betrachtet um etwas ganz anderes. Um ein kleines Baby, das damals unter so ungewöhnlichen Umständen das Licht der Welt erblickte. In einem Stall, weil für ihn und seine Eltern kein Platz mehr in der Herberge war.

„Seht, die gute Zeit ist da, Gott kommt auf die Erde. Kommt und ist für alle da, kommt, dass Friede werde.“ Vom evangelischen Pfarrer Friedrich Walz stammt diese Textzeile, die er 1972 verfasste. Christinnen und Christen feiern als Wunder von Weihnachten, dass Gottes Sohn Mensch wird. Geboren von einer Frau, wie jede und jeder von uns. Und doch so ganz anders. Im Lukasevangelium findet sich bei Lk. 1, 10 dieses: „Fürchtet Euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; es ist Christus, der Herr.“
Nachdem sie das gehört hatten, staunten nicht nur die Hirten damals auf den Feldern.

Nicht nur, wenn und weil es später hell und früher dunkel wird als zu anderen Jahreszeiten, sehnen sich Menschen nach Frieden. Nach Frieden in ihrer Umgebung und nach Frieden in ihrem eigenen Herzen. Der Friede, den diese besondere, heilige Nacht ausstrahlt, kann vielfach die Herzen der Menschen berühren. Unabhängig davon, ob sie an Gott glauben, ihn suchen, an ihm zweifeln oder ihn ablehnen. 

Etwas, das sie aufrichtet und Dunkles heller macht, wünschen sich Frauen, Männer und Kinder immer noch und immer wieder. Schon im Alten Testament in der Bibel wird es angekündigt: „Das Volk, das im Finstern ging, sah ein helles Licht. Über denen, die im Land des Todesschatten wohnten, strahlt ein Licht auf.“ (vgl. Jes. 9, 1) Im achten Jahrhundert vor Christus trat der Prophet Jesaja in Jerusalem öffentlich auf. Große Teile der damaligen Bevölkerung drohten zu verarmen – Recht und Gerechtigkeit waren ihm deswegen wichtig. Durch seine oben zitierten Worte wollte Jesaja seinen Zuhörern Mut machen. Nicht aufzugeben. Nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Nicht der falschen Ansicht zu erliegen, dass es anderen viel besser geht als mir. Zu glauben, dass sie weit weniger Sorgen und Probleme haben als ich. Nicht nur in der Adventszeit. Sondern sich über das zu freuen, was auch mein Dasein lebenswert und schön macht. Trotz allem, was so ist, wie es ist. Oder gerade deswegen?

„Danke, dass du den Kopf nie hängen lässt.“ Ungewöhnliche Worte unter einem hellgelben Stern. Eine Lehrkraft schrieb sie für die Schülerinnen und Schüler der eigenen Klasse. Als Motivation im Unterrichtsalltag, Weihnachten entgegen. Individuell formulierter Dank, abgestimmt auf die jeweilige Person.

Ein kleines „verbales Licht“ ist das. Bei all dem, was manchmal nicht so hell ist, wie ich es gern hätte. Eine „gute Zeit“ können die Tage vor Weihnachten werden, wenn ich nicht nur an mich denke. Sondern denen, denen ich immer wieder begegne, durch aufmunternde Worte eine kleine Freude mache. Einfach so. Nicht, weil ich es muss. Sondern, weil ich es kann.

Dadurch kann ihnen und mir immer wieder „ein Licht“ aufstrahlen. In der Zeit vor Weihnachten. Auch und gerade, wenn ich nicht damit rechne. Unerwartet. Überraschend. Aber nicht unmöglich.

Gott hat durch die Geburt Jesu, in jener Nacht die Dunkelheit heller gemacht. Ich selbst habe immer wieder die Möglichkeit, durch Rat und Tat mit meinen eigenen Ideen dazu beizutragen, dass Zuversicht und Hoffnung nicht nur leere Worte bleiben. Sondern, dass „ein Licht“ aufstrahlt. Auch und gerade in den Tagen vor Weihnachten.  

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger