Grenzen erfahren

„Die Freude der Schülerinnen und Schüler zu sehen, an ihren Grenzen gewachsen zu sein…“

Egal, ob auf dem Fahrrad, im Paddelboot, wandernd durch Harz, Thüringer Wald oder unter freiem Himmel schlafend im Elbsandsteingebirge – jedes Jahr erlebe ich in den drei Tagen vor Himmelfahrt junge Menschen, die über sich hinauswachsen oder auch an ihre Grenzen gelangen, Hilfe brauchen und mit Mitschülern ins Gespräch kommen, die zuvor nicht in ihrem Fokus standen.

Genau das soll passieren, wenn Schülerinnen und Schüler im 10. Schuljahr den Lernort Schule verlassen und an ihren sozialen Kompetenzen arbeiten sowie Fragen des Lebens in den Blick nehmen. 

Hierbei können sich die Schüler im Vorfeld entscheiden, ob sie spirituelle, künstlerische, musikalische, theaterpädagogische oder körperliche Grenzerfahrungen sammeln möchten. 
 

... für alle gelten die gleichen Rahmenbedingungen:
Die inhaltliche und organisatorische Gestaltung liegt in den Händen der Schülerinnen und Schüler und das Budget für jedes Gruppenmitglied liegt bei 50 €. Das lässt nicht viele Spielräume zu und verlangt, gewohnte Pfade – Reisen mit der Deutschen Bahn und Unterkunft / Vollverpflegung in einer Jugendherberge – zu verlassen.

Manchmal sind es die einfachen Dinge …
Die begleitenden Lehrer erleben ihren Grenzgang schon oft im Vorfeld. Endlose Treffen, die ergebnislos bleiben, unrealistische Vorstellungen zu Streckenlänge, Gepäcktransport, Ängste vor Regen und Kälte, ... nicht immer ist es leicht, das auszuhalten.
Doch die jährlichen Präsentationen der Grenzgangerfahrungen belohnen für die Geduld.
Schüler, die stolz auf das Geschaffte zurückblicken; die trotz Dauerregen ans Ziel gekommen sind; die gemerkt haben, auch ohne tägliche Dusche überleben zu können; die gemeinsam ein Vorhaben zu Ende brachten, das zu scheitern drohte,... 

All das steckt in diesem Projekt und es birgt eine Menge Potential für die Persönlichkeitsbildung junger Menschen.

Die Freude der Schülerinnen und Schüler zu sehen, an ihren Grenzen gewachsen zu sein, gibt mir jedes Jahr die Bestätigung, dass dieses Projekt ein wichtiger Bestandteil unseres Schulprogramms ist.

Ilka Schuchardt (Oberstufenkoordinatorin, Fachlehrerin für Deutsch und Geschichte)