27. Januar 2022

27. Januar: Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

„Es geht nicht um Erinnerung, es geht um das Bewusstsein einer Gefährdung, von der man weiß, seit man von ihr weiß. Seit man weiß, dass es eine Illusion war, zu meinen, der Zivilisationsprozess sei unumkehrbar, von der man also weiß, dass sie immer aktuell bleiben wird.“ (Jan Philipp Reemtsma, in: Wozu Gedenkstätten?, in: Mittelweg 36, April/Mai 2004, S.62.)

Heute am 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Seit 1996 wird er bundesweit am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau begangen, eines Vernichtungslagers von unvorstellbaren Dimensionen. Dieser Tag erinnert an alle Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen. Was diesen Menschen angetan wurde, stellt unser Gottes- und Menschenbild radikal in Frage.

Wir leben seit dem Holocaust in dem Bewusstsein unserer Gefährdung, als Menschen hinter jede Menschlichkeit zurückzufallen, und jeder Einzelne ist aufgerufen, sensibel darüber zu wachen, dass sich das Geschehene nie wiederholt. 

Seit einigen Jahren fahren Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs des Elisabeth-Gymnasiums im Herbst zu einer Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz. Führungen in Auschwitz I und in Auschwitz II, ein Besuch der Länderausstellungen einzelner Staaten zum Schicksal der Opfer und die Arbeit an Opfer-Dokumenten führen dort die wesentlichen Strukturen des Gewaltsystems in aller Deutlichkeit vor Augen. Am Schluss steht eine von den Schülern durchgeführte Gedenkveranstaltung auf dem Lagergelände mit Musik, Gesang, Gedichten, Texten und Kranzablegen (siehe Foto). Die Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus, die systematische Verfolgung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma und all der anderen Opfer werden am Ort des Geschehens in einer Weise spürbar, wie Geschichtsbücher und auch Filme es nicht vermitteln können.

 

Am 27. Januar jeden Jahres haben die Teilnehmer der Studienfahrt aus dem 11. Jahrgang am ELG Schülern der 9. oder 10. Klassen von ihren Erfahrungen erzählt, Fotos, Filme, Tagebücher, Bilder, Gedichte gezeigt und ihre Eindrücke und ihre innere Bewegung geteilt. Dies ist heute nicht möglich, denn schon zum zweiten Mal konnte die Studienfahrt nach Auschwitz pandemiebedingt nicht stattfinden. Wir hoffen auf den Herbst dieses Jahres. 

Sabine Lödige und Ines Zierz

Fotos: Pixabay; Bruder Clemens Wagner OFM