14. November 2023

Der Elisabeth-Tag am ELG

Jahrhunderte ist es schon her, dass Elisabeth von Thüringen sich Notleidender angenommen hat. Ihnen nicht nur Brot gab, sondern für sie sorgte, sie pflegte und durch gute Worte aufzurichten versuchte: „Wir müssen die Menschen froh machen!“ sagte sie immer wieder. Welche Bedeutung haben ihre Worte heute?

Titelbild für Beitrag: Der Elisabeth-Tag am ELG

„Wir müssen die Menschen froh machen!“

Was kann ich allein denn schon tun? Vieles trägt nicht mehr wie früher. Unsicherheiten und (Zukunfts-) Ängste nehmen zu. Menschen jeglichen Alters kommen sich angesichts der momentanen Gegebenheiten machtlos und hilflos vor. Die große Weltpolitik können sie nicht beeinflussen. Eine Horrormeldung jagt die nächste. Manche Meldungen, Schlagzeilen und Überschriften in den Medien über Kriege, Katastrophen und Terror, Klimawandel und andere Umweltprobleme verunsichern zusätzlich. Und jetzt?

 

„Wir müssen die Menschen froh machen!“

Dieser Satz wird unserer Schulpatronin, der heiligen Elisabeth von Thüringen zugeschrieben. Diese ungarische Prinzessin und deutsche Landgräfin, die im 13. Jahrhundert lebte und schon mit 24 Jahren verstorben ist, hat für ihre Zeit Bahnbrechendes geleistet.

Nicht nur, dass sie großzügig Almosen denen gab, die arm, hilflos, krank, verlassen oder einsam waren. Persönlich widmete sie sich neben all dem, was sonst zu tun und zu schaffen war, der Pflege von Menschen, derer sich in einem von ihr gegründeten Hospital am Fuße der Wartburg in Thüringen angenommen wurde.

Elisabeth setzte sich für Hungernde ein, indem sie die landgräflichen Kornkammern öffnen ließ. Der Überlieferung nach zeichnete sie sich auch durch ihren liebevollen Umgang mit schmutzigen, vernachlässigten oder verkrüppelten Kindern aus, um die sich kaum einer sorgte und die sich vielfach selbst überlassen waren.  Elisabeth war sich nicht zu schade, sich die Hände schmutzig zu machen, sich verlachen zu lassen („Das tut man doch nicht als Gräfin!“) und aktiv auch mit ihren finanziellen Mitteln, ihrer Zeit und ihrer Arbeitskraft sich denen zu widmen, um die sich kaum einer oder niemand kümmerte. 1235 wurde sie heiliggesprochen. „Was ihr dem geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (vgl. in der Bibel, Matthäusevangelium 25, 40). Was Jesus in einer Beispielgeschichte denen ans Herz legte, die ihm zuhörten, war für Elisabeth Gabe und Aufgabe. Weil sie gerade in den Vernachlässigten, in den von Krankheit und Not Gequälten ihren Heiland und Erlöser selbst sah. Nur ein frommer Spruch oder auch in unserer Zeit noch schaffbar und machbar?

 

„Wir müssen die Menschen froh machen!“

Reden kann ich viel. Andere machen lassen. Probieren, mich rauszuhalten. Mir nicht die Hände schmutzig zu machen. Mein Gewissen damit zu beruhigen versuchen, dass mich das „ja gar nichts angeht“. Oder zu behaupten, dass „andere dafür da sind, Bedürftigen zu helfen.“ Ich muss ja nichts machen. Resignierend mich und andere fragen: Was kann ich denn schon tun? Auf mich kommt es ja nicht an. Oder doch?

Seit Jahren schon ist für uns am ELG der Elisabeth-Tag nicht nur jener Tag, der mit einem Schulgottesdienst für alle Lernenden und Lehrenden in der Moritzkirche einen wichtigen Akzent setzt. „Dienste an anderen – Dienste an uns“ ist das überschrieben, was im Anschluss daran diesen besonderen Tag auszeichnet: Die Klassen begeben sich zu ihren Einsatzorten: Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer setzen sich mit dem Leben jener Heiligen auseinander. Sie fragen sich, was das für sie in unserer Zeit bedeuten kann und wie sie dazu beitragen können, andere froh zu machen. Sie begeben sich auf die Neuenburg bei Freyburg. Dorthin, wo Elisabeth auch gelebt und Arme tatkräftig unterstützt hat. Gartenarbeiten in Kitas, um Kirchen herum leisten sie. Sie sind präsent und ansprechbar in Alten- und Pflegeheimen, gestalten einen Elisabeth-Blog. Sie kümmern sich um und sorgen für das „Pilgermahl“ für all jene aus der Schulgemeinschaft, die nach ihren Tätigkeiten für andere sich wieder in der Schule versammeln, dass sie eine Stärkung bekommen.

Der komplette Jahrgang der 11. Klassen erhält in der Aula eine Einführung zur Arbeit des Arolsen-Archivs und arbeitet unter Anleitung an der Digitalisierung der Daten dieser weltweit größten Einrichtung über die Opfer und die Überlebenden des NS-Regimes.

 

„Wir müssen die Menschen froh machen!“

Jede und jeder einzelne trägt an diesem Tag dazu bei, dass die Worte der heiligen Elisabeth konkret auf unterschiedlichste Weise an den verschiedensten Orten Wirklichkeit werden können: „Wir müssen die Menschen froh machen!“ Sogar über Halle hinaus: Durch die Kollekte im Schulgottesdienst in der Moritzkirche, die „Mwana wange“ unterstützt. Jenen Verein zur Förderung von Schulkindern in Uganda, der Kindern dort durch eine langfristige finanzielle Unterstützung eine Schulausbildung und in Einzelfällen eine zweijährige Berufsausbildung ermöglicht. Ziel der Hilfen ist es, den jungen Menschen Hoffnung zu vermitteln, die Zukunft ihres Landes selbst in die Hand nehmen zu können.

Sie froh zu machen. Denn so Vieles ist möglich, auf unterschiedlichste Weise andere zu unterstützen. Dafür ist es nie zu spät. Nicht nur am Elisabeth-Gymnasium.

 

Br. Clemens Wagner ofm