Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz

„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ (Primo Levi)
 

Seit vielen Jahren haben 20 Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 11 des Elisabeth-Gymnasiums in der Woche vor den Herbstferien die Möglichkeit, an einer besonderen Studienfahrt teilzunehmen: einer Reise nach Krakau und zu den nationalsozialistischen Arbeits- und Vernichtungslagern in Auschwitz.

Gemeinsam mit einer Schülergruppe des Landesgymnasiums Latina geht es mit dem Bus nach Krakau, in eine Stadt, deren Schönheit und Charme den verstörenden Erlebnissen der Zeit in Auschwitz einen Rahmen geben, in dem die nötige Distanz ermöglicht wird.

Das Programm ist intensiv: zwei Führungen in Krakau, unter anderem durch das jüdische Viertel mit Synagoge und Friedhof, zwei vierstündige Führungen in Auschwitz I und in Auschwitz II, Besuch der Länderausstellungen einzelner Staaten zum Schicksal der Opfer, selbstständige Arbeit an Opfer-Dokumenten in Workshops, Führung durch das Schindler-Museum zur Geschichte Krakaus zur Zeit der deutschen Besatzung.

All dies bietet eine Fülle von Informationen, die die wesentlichen Strukturen des Gewaltsystems in aller Deutlichkeit vor Augen führen.

 

 

Einige Schüler weinen still während der Führungen, einige müssen kurz pausieren. Im reflektierenden Abendkreis zeigt sich bei vielen, wie tief die innere Bewegung ist. Man habe gewusst, was kommt, aber es sei dann doch ganz anders und viel verstörender gewesen.
Am Ende der Fahrt steht – auch ein Weg der Reflexion und Verarbeitung – eine von den Schülern selbstständig geplante und durchgeführte Gedenkveranstaltung auf dem Lagergelände, beim letzten Mal an der ersten Rampe in Auschwitz II (Birkenau) mit Musik, Gesang, Gedichten, Texten und Kranzniederlegung. Menschen, die zufällig anwesend sind, bedanken sich bei den Schülern, ein älterer Mann mit jüdischen Vorfahren, die in Auschwitz ermordet wurden, kommt in unseren Bus, um seiner Bewegung Ausdruck zu verleihen.

Die Schüler sind durch den Geschichtsunterricht im Allgemeinen über den historisch-politischen Hintergrund informiert, und bei vielen ist aus den unterschiedlichsten Bereichen Wissen über die Grausamkeiten der Zeit vorhanden. Was sie auf dieser Fahrt erfahren, soll im Idealfall nicht vergangenheitsbezogen bleiben, sondern auch sensibilisieren
für Gewalt und Unrecht heute und sie so zu verantwortungsbereiten Vertretern des Rechtsstaates werden lassen.

Historisch-politische Bildung ist also ein wesentliches Ziel der Fahrt. Primär aber ermöglicht Auschwitz ein Lernen, das nicht direkt in Kompetenzen umsetzbar und in Leistungskontrollen überprüfbar ist. Die Gewaltherrschaft im Nationalsozialismus, die systematische Verfolgung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma und all der anderen Opfer werden am Ort des Geschehens in einer Weise spürbar, wie Geschichtsbücher und auch Filme es nicht vermitteln können.

Sabine Lödige, Monika Lux, Ines Zierz